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Distelblüte
Gedichte

Auszeichnung

Der Band wurde mit einer Buchprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst ausgezeichnet.

Rezension

»Die Zeit im Buch«, Wien

Mit seinem bei Herder in bibliophiler Ausstattung erschienenen Gedichtband Distelblüte erweist sich der junge Theologe und Literat Georg Bydlinski als ein beachtliches Sprachtalent des Religiösen. Die Distel wird zu einem Bild für die Möglichkeiten religiösen Sprechens: karg, präzis, auf dem ärmsten Boden das Auskommen findend, erweist sich die "Distelsprache" doch gleichzeitig als eine "Sprache / die spitze Stacheln hat / Sprache die / blüht". Ist damit der Raum religiösen Sprechens in die eine Richtung hin ausgegrenzt als ein Sprechen, das nahe am Nichts, wo sonst nichts mehr das Auskommen findet, seine Wurzeln schlägt, so markiert das Blühen die andere Grenze: "Nicht sprechen / will ich das Gebet zu dir / sondern / sein", heißt es im Gedicht »Blühende Distel«.

Bydlinskis Gedichte bestechen durch ihre Klarheit. Nirgendwo geht in ihnen die Verständlichkeit auf Kosten der Qualität – geschweige denn umgekehrt. Die Einfachheit des Ausdrucks und die Vielschichtigkeit des Auszudrückenden scheinen die denkbar glücklichste Verbindung eingegangen zu sein. Und überdies ist diesen in der Emotion ungemein diskreten Texten etwas von jener typischen, aus Assisi auf uns gekommenen Schöpfungsfreude und hellen Heiterkeit zu eigen.

Leseprobe

Distelblüte

Wir haben das Staunen
verlernt –

Da ist die Sonne,
die Münze Gottes.
Da sind die Berge
und ihre Geschwister,
die Wolken.
Da sind die Bäume,
die Schatten der Bäume.
Da ist, am Rande des Wegs,
eine Distel.

Sie blüht.

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