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Georg Bydlinski. Podium Porträt
Neue Gedichte und ausgewählte Kinderlyrik

Inhalt

Anlässlich des 60. Geburtstags von Georg Bydlinski erschienen, verbindet der Band 34 neue, nach Jahrzehnteschnell entstandene Gedichte aus den Jahren 2009 bis 2015 mit 15 Beispielen aus vergriffenen Kinderlyrikbänden.

Dem Lyrikteil vorangestellt ist ein aufschlussreicher Werkstattbericht des Autors mit dem Titel „Sprachwege suchen“, in dem es unter anderem heißt:
„Gedichte machen es möglich, Erfahrungen zu benennen, zu vertiefen und zu überdenken – sie aufzuheben, zu bewahren, für sich selbst, aber auch für andere. Die Formen können dabei so unterschiedlich sein wie die Vielfalt der Erfahrungen selbst. Auch das ,sinnfreie’ Spiel mit der Sprache, mit Worten, Silben und Klängen, gehört dazu, es ist ein wichtiges Element in der Lyrik für Kinder.
Bei Gedichten für Erwachsene könnte man es so sagen: Lyrik ist eine Sprech-und-Schweige-Sprache. Das Ausgesparte ist oft genauso wichtig wie das Ausgesprochene, Angedeutete; Phantasie und Genauigkeit spielen zusammen. Diese Spannung verleiht dem Gedicht seine Vielschichtigkeit – und sie verlangt einfühlsame, kreative Leserinnen und Leser, die zu hören verstehen, zu deuten. Die ihre eigenen Erfahrungen, Gefühle, Vorlieben, Wünsche, Träume, Utopien einbringen in die Leerstellen des Gedichts.“

Das Buch im Reclam-Format bietet sich wegen des günstigen Preises auch als Klassenlektüre für die Gymnasialoberstufe an.

Rezension

Literatur und Kritik

Georg Bydlinski hat sich einen Namen vor allem als Kinderbuchautor gemacht und dafür zahlreiche Preise erhalten, aber auch etliche Gedicht- und Prosabände für Erwachsene publiziert. Im Podium Porträt 88 versammelt er fünfzehn Kindergedichte aus vergriffenen Büchern, die, humor- und phantasievoll, ein grundsätzliches Einverständnis mit der Welt bezeugen („Ich hab nichts Besondres gefunden / und spür doch: Die Welt ist mein Freund.“), und daneben neue Gedichte, entstanden auf Reisen (London, Triest, Österreich, Schweiz), die flüchtige Eindrücke festhalten und ihnen – bisweilen augenzwinkernd – Bedeutung verleihen („In Opicina / steht der Handymast / am Friedhof // Als gäbe es noch Hoffnung / Kontakt aufzunehmen“), in denen unversehens aber auch der ganz aktuelle Wahnsinn zur Sprache kommt („Die Nomadensippe / in der verschlungenen Weite / des Dschungels // Der Flüchtling / vor dem plötzlichen / baumhohen // Grenzzaun“).

Literarisches Österreich

Es fällt dabei auf, dass es der Autor – wohl im Gegensatz zu manch anderen – nicht verlernt hat, der „Stille zu lauschen“, Wesentliches spontan, zugleich aber prägnant und aussagekräftig zur Sprache zu bringen; er dabei den „Atem“ hinter den Dingen spürbar werden lässt, indem er da und dort etwas offen lässt, um so den Lesern Gelegenheit zu geben, diese „Lücken“ mit eigener Kreativität zu füllen, und sie auf diese Weise zu Partnern, zu Mitschöpfern werden lässt; nahtlos kann deren Intuition mit der des Verfassers verschmelzen, was für Bydlinskis großes, auch psychologisches Talent spricht. Seine Texte geraten auf diese Weise zugleich zu einem spannenden Experiment!

Leseprobe

Belagerung

Zwei Kreuzfahrtriesen
haben den historischen Hafen
erobert

Links und rechts flankieren sie
das Gebäude der Stazione marittima
überragen es weit

stufen es herab zu Spielzeug:
hübscher Tand
aus vergangener Zeit

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