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Artikel von Gertie Wagerer in »1000 und 1 Buch« Nr. 5/1992, Wien

Bunte Brücken, verspielt und verzaubert

Georg Bydlinski ist einer der bekanntesten österreichischen Lyriker, der sich als Kinderbuchautor und Übersetzer ebenso einen Namen gemacht hat wie als Autor zahlreicher Gedichte für Erwachsene und für Kinder.

Seine Lyriksammlungen für Erwachsene (»Landregen«, »Im Halblicht«, »Hinwendung zu den Steinen« und »Die Sprache bewohnen«) weisen ihn als sensiblen Dichter aus, der es versteht, die Bilder der Sprache zu durchdringen, ihre Kraft der Kraft seiner Botschaft nutzbar zu machen. Seine Gedichte sind entweder getragen von Beobachtungen oder von einer bedrängenden Aussage, die den Blick auf die "unheile" Welt zum Inhalt hat. Gedanken, Wortfetzen, Empfindungen, in wenige Bilder gefasst, reihen sich aneinander, geben einen Eindruck, eine Stimmung, einen Denkanstoß.

Ganz anders seine Kinderlyrik. Bydlinski ahmt hier die einfache Sprache seiner Hörer und Leser nach, durchdringt sie mit seinen Gedanken. Er formuliert Sätze aus, um verständlich zu bleiben, er reimt, um durch diese klassische Form dem Kind den inneren Rhythmus seiner Gedichte deutlicher zu machen. Thematisch finden wir Erfahrungen der Natur, aber auch Beobachtungen aus dem Blickwinkel eines Kindes.

Neben den schlichten, fast romantisch anmutenden Beschreibungen von Landschaften und Tieren lässt er auch viel Raum für Phantasie. Eine Reise auf dem Bettvorleger (»Mit geschlossenen Augen«, in »Die bunte Brücke«) verleitet das zu Bett gebrachte Kind zum Träumen, das »Abendlied der Bärenmutter« (s. o.) zum Kuscheln. Sehnsucht nach Zärtlichkeit phantasievoll verpackt finden wir auch beim »Märchen vom Karfunkelstein«, der nach einer "Steinin" Ausschau hält.

Bydlinskis Reime wirken leicht und fast zufällig, sie lassen den Sprachkünstler ahnen, der vertraut ist mit diesem Medium. Diese scheinbare Leichtigkeit und Unverkrampftheit erinnert an große Namen wie Mira Lobe oder Vera Ferra-Mikura. Gerade diese Kunst ist es, die seine Gedichte schon den kleineren Kindern leicht zugänglich macht, weil sie Sprachmelodie instinktiv spüren, zum Nachsprechen angeregt sind.

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